Arzneimittelsicherheit
Apotheker Brandenburg:
Die Apotheke bürgt für die Arzneimittelsicherheit
Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten
Die zum Teil “abschrecken- den” Formulierungen verunsi- chern viele Patienten. Foto: Müller-Bringmann |
Rheinsberg/Potsdam. Arzneimittel heilen, lindern oder beugen Krankheiten vor. Was viele aber nicht bedenken, sind die Risiken, die durch falsche Arzneimitteleinnahme entstehen. Die Folgen unerwünschter Arzneimittelwirkungen sind vielfältig. Sie können sich in leichtem Unwohlsein äußern, im Extremfall jedoch auch zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. “Ein Großteil dieser unerwünschten Neben- und Wechselwirkungen ist jedoch vermeidbar”, sagte Jens Dobbert, Vizepräsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, während eines Pressegespräches zur Apotheker-Fortbildung “Neben- und Wechselwirkungen: Risiken bei der Arzneimitteleinnahme” heute (Freitag, 25. April), im Hafendorf Rheinsberg.
“Die Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit ist eine unserer Hauptaufgaben”, so der Apotheker. Wie bedeutsam das ist, verdeutlichen Zahlen: In Deutschland sind mittlerweile mehr als 56.500 Arzneimittel mit rund 2.500 verschiedenen Inhaltsstoffen zugelassen. “Entsprechend groß ist die Zahl an möglichen Neben- und Wechselwirkungen”, so Jens Dobbert. Jedes Jahr bearbeitet die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) rund 7.000 Meldungen zu Arzneimittelrisiken. Jeder sechste Hinweis aus den Apotheken betrifft Beobachtungen zu unerwünschten Wirkungen. Es gehören aber auch pharmazeutische Qualitätsmängel dazu. Teilweise führten die Hinweise der Apotheken zu Rückrufen ganzer Chargen durch die jeweiligen Hersteller. “Bei gravierenden Qualitätsmängeln ist es sogar möglich, ein Arzneimittel innerhalb von Stunden vom Markt zu nehmen.”
Beipackzettel – wichtig, aber oft unverständlich
Zu den Arzneimittelrisiken zählen auch Wechselwirkungen. “Von einer Wechselwirkung spricht man, wenn die Wirkung eines bestimmten Arzneimittels durch gleichzeitig eingenommene Medikamente oder Lebensmittel gehemmt, gesteigert – eben verändert wird”, erklärt Olaf Behrendt, Vorstandsmitglied des Apothekerverband Brandenburg e.V. Alle wichtigen Informationen dazu stehen im Beipackzettel. “Die Packungsbeilagen sind allerdings oft sehr kompliziert und für den Laien unverständlich. Studien haben gezeigt, dass manche Patienten allein schon deshalb ihre Arzneimittel gar nicht oder falsch einnehmen”, weiß Behrendt.
Um so wichtiger ist die Beratung in den Apotheken vor Ort. Durch gezielte Informationen können unerwünschte Wirkungen minimiert werden. Gleichzeitig wird dem Patienten trotz möglicher Risiken und Nebenwirkungen Vertrauen in die Phamakotherapie vermittelt. “Man muss den Patienten klar machen, dass der Nutzen der Behandlung größer ist als das Risiko, eine Nebenwirkung zu erfahren”, sagt das Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes.
Gefahr von Wechselwirkungen
Das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen trifft vor allem ältere Patienten. Denn sie haben oft mehrere Grunderkrankungen, die mit Medikamenten behandelt werden. Oftmals werden diese auch noch von verschiedenen Fachärzten verschrieben, so dass die Gefahr von Wechselwirkungen steigt. “Es gibt zahlreiche Arzneien, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen”, so Behrendt. “Zum Beispiel können Johanniskraut-Präparate verhindern, dass andere Arzneimittel ihre volle Wirkung entfalten.” Auch Acetylsalicylsäure (ASS) kann die Wirkung anderer Medikamente verstärken oder abschwächen.
Weitere Beispiele: Bei gleichzeitiger Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten wie Marcumar oder Heparin besteht eine erhöhte Blutungsgefahr. Kalziumtabletten können die Wirkung von Herzmitteln verstärken. Mögliche Folgen sind Herz-Rhythmus-Störungen. Was viele nicht wissen: Auch Lebensmittel vertragen sich in bestimmten Fällen nicht mit Arzneimitteln. Grapefruitsaft kann die Wirkung von Kopfschmerz- und Schlafmitteln erhöhen. Auch bei der Einnahme von Eisentabletten gibt es einiges zu beachten. Rhabarber, Spinat, schwarzer Tee oder Kaffee enthalten Stoffe, die den Darm dabei hemmen, das Eisen aufzunehmen. “Ohne das fachliche Wissen und die Informationen des Apothekers ließen sich diese arzneimittelbezogenen Probleme nicht lösen”, sagt Jens Dobbert. Nicht umsonst lautet ein bekannter Sicherheitshinweis: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker.
Weitere Informationen zum Thema Arzneimittelrisiken gibt es im Internet bei der Arzneimittelkommission unter www.abda-amk.de oder beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte unter www.bfarm.de.
Leistungen der Apotheker bundesweit (Stand: 2007)
- Überprüfung von acht Millionen Fertigarzneimitteln
- Meldung von 6.900 Verdachtsfällen an die Arzneimittelkommission (AMK)
- Anfertigung von 15 Millionen Rezepturen
- Betreuung von mehr als vier Millionen Kunden pro Tag
- Jede Nacht, jedes Wochenende und jeden Feiertag haben 2.000 Apotheken in Deutschland Notdienst
Quelle: ABDA und Medienbüro Müller-Bringmann
Tags: Apotheke, Arzneimittel, Beipackzettel, Medikamente, Nebenwirkung, Sicherheit, Wechselwirkungen
Am 28. April 2008 um 12:05 Uhr
Ohne Apotheken läuft nix – für die Beratung unbedingt notwendig, gerade wenn es akut wird!
Man kann nur hoffen, dass dieser Markenkern auch weiterhin zentral bleiben wird: Gute Beratung
Anmerkung der Redaktion:
Den Link auf die Website haben wir entfernt!