Generationenübergreifendes Gedächtnistraining

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Essener Projekt ausgezeichnet

Generationenübergreifendes Gedächtnistraining
 Die Ganzheitlichkeit beim Gedächtnis-
 training spricht alle Sinne der Kinder
 und Senioren (hier im Hintergrund) an
 und bedeutet eine Einbeziehung von
 Körper, Geist und Seele.
 Foto: EKE

Dass der demografische Wandel nicht immer nur als Schreckgespenst gesehen werden soll, sondern auch Chancen und Perspektiven für unsere Gesellschaft bringt, darauf will das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen aufmerksam machen. Erstmals wurde deshalb der Wettbewerb ‚Projekte für Generationen’ ausgeschrieben. Am 23. Juni zeichnete Minister Armin Laschet in Düsseldorf die Preisträger aus. Landesweit hatten sich 269 Projekte beworben. Die Beteiligung von Menschen aus mindestens zwei Generationen sowie der Praxisbezug waren Voraussetzung für die Teilnahme. Zwölf Kategoriepreise und ein Sonderpreis wurden vergeben. Unter den Preisträgern 2008 ist auch die Essener Gedächtnistrainerin und ehemaligen Grundschulpädagogin Renate Sondermann.

Bereits seit 2004 trainieren Vorschulkinder aus dem Bergeborbecker Kindergarten St. Maria Rosenkranz regelmäßig gemeinsam mit Senioren, die im Geriatrie-Zentrum Haus Berge leben, ihr Erinnerungsvermögen. Sondermann hatte das Projekt ‚Generationenübergreifendes Gedächtnistraining’ ins Leben gerufen. Erzieher, ehrenamtlich tätige Gedächtnistrainer und jugendliche ‚Paten für Senioren’ helfen ihr dabei, die Trainings-Nachmittage zu gestalten. Das methodische Vorgehen wurde mit Unterstützung der zum Elisabeth-Krankenhaus Essen gehörenden Memory-Clinic nach den Trainingszielen des ganzheitlichen Gedächtnistrainings des Bundesverbandes für Gedächtnistraining entwickelt. Wichtig dabei: Beide Altersgruppen sollen gleichermaßen angesprochen und in ihrer Denkflexibilität, Konzentration, Kreativität, Wahrnehmung sowie Merk- und Urteilsfähigkeit gefördert werden. „Die Ganzheitlichkeit beim Gedächtnistraining spricht alle Sinne der Beteiligen an und bedeutet die Einbeziehung von Körper, Geist und Seele“, so Sondermann. „Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen – ohne Gefühl wird nichts behalten. Wenn aber über geeignete Methoden die fünf Sinne in den Mittelpunkt gerückt werden, können Kinder und ältere Menschen zu gemeinsamem Tun und Erleben motiviert werden.“

Ungezwungene Begegnungen

Alle Übungen beim Gedächtnistraining ermuntern Kinder und Senioren, in einen regen Austausch miteinander zu kommen. In den Gruppenarbeiten ermutigen sie sich gegenseitig und forderten sich heraus. Beim Lösen von Gedächtnis- und Spielaufgaben ist mit dem generationenübergreifenden Training ein Rahmen geschaffen worden, der eine ungezwungene Begegnungen zwischen Alt und Jung ermöglicht. „Für Kinder bedeutet die Gruppe Gemeinschaft und Konkurrenz. Stärken und Schwächen werden entdeckt, gemeinsame Ziele verhandelt. Es wird gelernt, andere Meinungen zu akzeptieren und voneinander zu profitieren. Ein Zusammenspiel von Jung und Alt, das heißt auch für die Jüngsten, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft zu üben, Spielregeln einzuhalten, andere ausreden zu lassen – auch, wenn es etwas länger dauert“, so Sondermann. „Umgekehrt bedeutet es für die Senioren, sich der jüngeren Generation zu öffnen, Verständnis zu entwickeln, Vorurteile abzubauen und längst vergessen Geglaubtes wieder zu aktivieren. Dazu kommt ein gewisser Ehrgeiz, mit den Kindern mithalten zu können. Unser Projekt sehen wir daher vor allem auch als Beitrag zur besseren Verständigung zwischen den Generationen.“

Bundesweites Interesse

In Befragungen wurde von allen Teilnehmern der positive Effekt des Projekts hervorgehoben. „Die bisherige wissenschaftliche Evaluation hat ergeben, dass dieses generationenübergreifende Training den Beteiligten viel bringt“, so Carsten Brandenberg, Fachtherapeut für Hirnleistungstraining in der Memory-Clinic. „Neben einer verbesserten Denkleistung und -flexibilität werden insbesondere die sozialen Komponenten geschätzt. 87 Prozent der Teilnehmer gaben an, während des Programms weniger über ihre Krankheiten nachzudenken und zufriedener mit dem Leben zu sein. Die Erzieher hoben vor allem die gesteigerte Konzentrationsfähigkeit bei den Kindern hervor. Außerdem wurde bei ihnen ein hoher emotionaler Bezug sowie ein deutlich ausgeprägtes Verantwortungsgefühl beschrieben.“

Insgesamt ist das generationenübergreifende Gedächtnistraining in den letzten Jahren auf ein breites Interesse gestoßen. „Anfragen nach einem Curriculum gehen aus allen Regionen Deutschlands bei uns ein“, erzählt Sondermann. Zuletzt stellte sie das Projekt im Mai auf der ‚Sächsischen Gesundheitswoche’ des Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e.V. in Leipzig vor.

Quelle: www.elisabeth-essen.de

Weitere Informationen zu den Preisträgern finden Sie beim
Ministerium für Generationen, Familie,
Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
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