Lesen und Schreiben lernen
Die Deutschen verfügen über einen hohen Bildungsstandard. Die Möglichkeiten des Lernens sind vielfältig und das Angebot ist schier unüberschaubar. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Folgende Fakten gelten ebenso: Über vier Millionen Analphabeten leben in der Bundesrepublik. Das entspricht einem Anteil von 6,3 Prozent der Bevölkerung. Jeder 16. Bundesbürger hat Schwierigkeiten mit dem Lesen oder Schreiben. Der Statistik nach hat jeder Bürger im Bekanntenkreis also mindestens eine Person, die betroffen von der Schwäche betroffen ist. Meist bleibt das Defizit jedoch verborgen. Denn: Analphabeten sind geübt und können die kleinen Schwächen wirkungsvoll verbergen. Dabei ist es nur ein kleiner Schritt, um die Isolation zu beenden, denn: Hilfen gibt es reichlich …
Nicht selten haben ältere Menschen besonders im Berufsleben einen regelrechten Spießrutenlauf absolvieren müssen, um ihre Defizite in puncto Lesen und Schreiben zu kaschieren. Benachteiligungen im Beruf waren dennoch an der Tagesordnung. Der Ruhestand bietet die einmalige Möglichkeit auf eine zweite Chance: Lese- und Schreibunkundige, Lese- und Schreibungewohnte sowie funktionale Analphabeten oder auch Legastheniker müssen sich nicht mit ihren kleinen Schwächen abfinden. Im Gegenteil: Die Zeit ist reif, um auch im fortgeschrittenen Alter neue Dinge zu wagen.
Im Rahmen der Weltalphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen (2003 – 2012) hat das Bundesministerium den Förderschwerpunkt „Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Alphabetisierung /Grundbildung für Erwachsene“ initiiert und dafür 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In der Zwischenzeit sind daraus vielversprechende und erfolgreiche Angebote erwachsen, die sich auch an Senioren richten. Insgesamt werden 27 Verbundprojekte mit mehr als 100 Einzelprojekten gefördert.
Unter der Telefonnummer (0251) 53 33 44 gibt es Informationen über Lese- und Schreibkurse im gesamten Bundesgebiet.
Anlaufstellen für Interessenten sind neben den örtlichen Volkshochschulen auch Portale im Internet, die sich zum Teil mit kostenlosen Angeboten an die Betroffenen richten. So bietet das Lernportal „Ich will lernen“ zum Beispiel kostenlose Übungen zum Lesen und Schreiben lernen. Ergänzt wird das Angebot durch Anleitungen zum Erlernen der Grundrechenarten. ?Im Bereich des nachholenden Schulabschlusses bietet „Ich will lernen“ Übungen in den Fächern Deutsch Mathematik und Englisch.
Alphabetisierungskurse vor Ort
Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
Jürgen Ponath | textpoint Redaktionsbüro
Tags: Analphabeten, Senioren