Bundestagswahl: Zünglein an der Waage

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Niemand weiß, ob sich die Senioren ihrer Machtposition wirklich bewusst sind: Für die Parteien, die in den neuen Bundestag gewählt werden wollen, steht aber längst fest, dass auf Dauer keine Wahl mehr ohne das Votum der Alten zu gewinnen ist. Aktuell zählt ein gutes Drittel der Wahlberechtigten zur Gruppe der Über-60-Jährigen. Und: Der Einfluss der Alten steigt von Wahl zu Wahl – er ist dem demografischen Wandel geschuldet.

Den Umstand, dass die Senioren eine mächtige Zielgruppe darstellen, deren Interessen es zu bedienen gilt, muss die Politik allerdings noch Rechnung tragen. Bislang spüren die Wahlkandidaten die starke Position der Senioren allenfalls. Experten erwarten angesichts dramatischer Veränderungen aber bereits bei der nächsten Bundestagswahl entscheidende Änderungen der Parteiprogramme. Dabei geht es für viele Rentner ums Ganze und nicht wie vielfach dargestellt um Begünstigungen. Ökonomen beziffern die Zahl derjenigen Wähler, die aus Altersgründen oder aus sozialen Gründen nicht mehr von ihrem eigenen Geld leben können auf bis zu 50 Prozent. Ein Umstand, den die Politik nicht unberücksichtigt lassen kann.

Möglich sind Auswirkungen, die den Generationenvertrag erschüttern könnten. Diese Auffassung vertreten auch führende Rentenexperten der Parteien. Verteilungskämpfe zwischen Alt und Jung werden ebenfalls nicht für gänzlich unmöglich gehalten. Folgen die Politiker dem Rat von Experten, dann widerstehen sie aber der Versuchung, Rentner ausschließlich mit ökonomischen Versprechen zu ködern. Untermauert wird diese Einschätzung übrigens von Meinungsumfragen. Demnach sieht die Gruppe der Rentner die aktuelle Rentenpolitik genauso kritisch, wie der jüngere Rest der Bevölkerung. Die Forscher bestätigen den Alten eine durchaus differenzierte Betrachtungsweise, die sich nicht von ökonomischen Versprechungen blenden lasse. Auch das ist längst Realität: Die heutigen Rentner schätzen es, wenn die politischen Weichenstellungen für die jungen Generationen Zukunftspotenzial und Gestaltungsräume bieten.

Übrigens: Unschlüssige Wähler können im Internet ihr eigenes Wahlverhalten im sogenannten Wahl-O-Mat testen.

Jürgen Ponath

Jürgen Ponath | textpoint Redaktionsbüro

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