Zahl der Pflegebedürftigen steigt, doch es mangelt an Fachkräften. Experten des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und Vertreter der Union fordern Reform der Pflegeversicherung.

Arzttermine koordinieren, Medikamente verabreichen, auf patientengerechte Ernährung, Bewegungstherapie und alltägliche Hygiene achten: Altenpfleger führen einen harten Job aus, der trotzdem – wie viele soziale Berufe – schlecht bezahlt und gesellschaftlich kaum anerkannt ist.

Die Folge: Schon jetzt gibt es in diesem Sektor einen Fachkräftemangel. Dieser wird sich laut einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren massiv verschärfen. Der bpa hatte die Studie in Auftrag gegeben und gerade die alarmierenden Ergebnisse präsentiert.

Aufgrund der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland stark steigen: Von derzeit 2,5 Millionen bis zum Jahr 2050 auf rund 4 Millionen. Schon jetzt fehlen rund 30.000 Fachkräfte in der Altenpflege, bis 2020 müssten etwa 200.000 Stellen neu geschaffen werden. Der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal werde sich bis 2050 sogar mehr als verdoppeln!

Ist der drohende Pflegenotstand vermeidbar?

Zunächst soll laut bpa die Zuwanderung von Pflegekräften aus Nicht-EU-Ländern erleichtert und ausländische Berufsabschlüsse unbürokratisch anerkannt werden. Des Weiteren müsse die Aus- und Weiterbildung hierzulande verbessert und die Bezahlung der Pflegekräfte angehoben werden.

Für die Altenpflege wäre das ein erfreulicher Vorstoß. Mit der bereits erwähnten steigenden Pflegebedürftigkeit bietet die Branche an sich langfristig gute Beschäftigungschancen. Auf der anderen Seite sind diese Forderungen für Patienten und Angehörige nicht unproblematisch: Die ohnehin schon teure Pflege könnte für viele Menschen endgültig unfinanzierbar werden.

Auf diese Schere in der Pflegeversicherung nimmt die Union pressewirksam Bezug. Die 22 überwiegend junge Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU fordern in ihrem Appell, dass ein von den Versicherten finanzierten Kapitalstock eingeführt wird. Aus dieser Rücklage sollen dann zukünftig die Pflegekosten mitbezahlt werden.

Deren gesundheitspolitischer Sprecher Jens Spahn (CDU) erklärt: „Ein System, in das junge Menschen heute einzahlen, aber wissen müssen, dass sie aus diesem System nicht mehr die entsprechende Leistung herausbekommen werden, ist nicht generationengerecht. Ohne eine rasch umgesetzte Reform wird das System pleitegehen.“

Die ersten Eckpunkte zur Umgestaltung der Pflegeversicherung werden laut Spahn noch diesen Sommer präsentiert. Problem hierbei: Der Koalitionspartner FDP, allen voran der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr, gab noch keine Stellungnahme zu dieser Initiative ab.

Eine große Lücke zwischen Bedarf und Angebot in der Altenpflege, doch das „Aussitzen“ bleibt in der Politik augenscheinlich angesagt. Eine Pflegereform wäre wahrscheinlich mit einem steigenden Beitragssatz verbunden. Zumindest aus taktischen Gründen verwundert die Zurückhaltung der Parteien zur Reform nicht – steht doch im Jahr 2013 die nächste Bundestagswahl an.

Tags: Altenpflege, Fachkräfte, Politik, Reform, Versicherung

Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 4. August 2011 um 11:36 Uhr veröffentlicht und wurde unter Pflege abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.